Naturweine

<< Winzer auf Augenhöhe, die gemeinsam nach ihrer eigenen Philosophie und Geschmack ihren Wein herstellen dürfen.>>

Moin Géraldine. Es hat mich sehr gefreut, dass wir uns in Köln beim Weinsalon treffen konnten. Umso mehr freue ich mich auf Deine PET NAT und, dass Du Dir Zeit nimmst, um mir noch ein paar Fragen zu beantworten.

Wie bist Du dazu gekommen Winzerin zu werden, was hat Dich dazu bewegt – hatten Deine Eltern bereits ein Weingut?

Ich bin Quereinsteigerin im Winzerinnenberuf studiert habe ich Ethnologie, Indologie und internationales Recht in der Schweiz und in Schottland und war dann im Bereich der Menschenrechte und später für das Schweizer Außenministerium in der Entwicklungszusammenarbeit tätig. Zwischen meinen Auslandeinsätzen habe ich immer wieder auf dem Weingut Enderle & Moll von meinem Partner Florian Moll mitgearbeitet und irgendwann ist dann die Idee entstanden, mein Hobby zum Beruf zu machen und ein eigenes Weinlabel auf die Beine zu stellen.

Wie lange gibt es das Weingut bereits?

Seit 2019. Da habe ich meinen ersten eigenen Jahrgang hergestellt, mit einem einzigen PET NAT, dem Troubadour.

Wo in der Ortenau befindet sich das Weingut? Und, kommst Du gebürtig aus der Ortenau?

Ich habe keine eigenen Rebflächen, sondern verwende die Trauben von Enderle & Moll und verarbeite sie auch im Keller von Enderle & Moll. Die Rebflächen, die wir bewirtschaften, befinden sich rund um Münchweier, bei Ettenheim. Wir haben aber kein Weingut im klassischen Sinne, sondern wohnen in der Stadt Freiburg und fahren zum Arbeiten raus in die Reben und in den Keller.

Nein, ganz und gar nicht. Ich bin gebürtige Schweizerin mit britischen und ungarischen Wurzeln und bin in der Schweiz und in Frankreich aufgewachsen.

Arbeitest Du auch noch bei Enderle Moll? Unterstützt Du das Weingut oder vielmehr ihr Euch gegenseitig?

Die ersten Jahre habe ich Vollzeit bei Enderle & Moll gearbeitet und dann immer weniger, je mehr [trub:stoff] an Fahrt aufgenommen hat. Ich bin aber nach wie vor an allen Prozessen bei Enderle & Moll beteiligt und wir unterstützen uns auch gegenseitig.

Wie muss ich mir das vorstellen, Du hast aus dem laufenden Betrieb heraus gesagt, ich möchte meine eigenen PET NAT herstellen? Wieso PET NAT?

Ja genau – Enderle & Moll hatte damals keinen einzigen Sprudel im Sortiment und ich kann nicht ohne Bubbles leben. Gleichzeitig wollte ich mich selbstständig machen, also war es für mich die logische Konsequenz, ein Label zu gründen und mich dabei ausschließlich auf Sprudeliges zu fokussieren.

An PET NATs hat mich dabei das Experimentelle angezogen, also abgesehen davon, dass ich es liebe sie zu trinken. Man muss unglaublich viel ausprobieren und tüfteln, bevor man den Dreh raushat und es ist in der Herstellung viel komplexer als es scheint. Es ist in der Weinproduktion eine eigene Welt für sich und das war damals, als ich angefangen habe, sogar Neuland für Florian als sehr erfahrener Winzer.

Welche Rebsorten nutzt Du für Deine PET NAT?

Müller-Thurgau, Weissburgunder, Kerner & Spätburgunder.

Was machen deine PET NAT aus?

Ich verwende handgelesene Trauben aus alten und ertragsreduzierten Rebstücken, die auf Muschelkalk und Kalkverwitterungsboden stehen, lasse sie nach dem Abbeeren 3-5 Tage mazerieren und in kleinen Behältern spontan vergären. Mein Ziel ist es PET NATs zu produzieren, die sowohl frisch und trinkig sind, aber auch eine gewisse Komplexität und Tiefe haben. Sie sind zu 100% natürlich, ungefiltert und ohne zugesetzten Schwefel.

Wie bist Du auf den Namen [trub:stoff] und die der PET NAT gekommen?  

Ich finde [trub:stoff] sagt schon viel über die Herstellung der Weine aus, d.h. Es ist von Anfang an klar, dass das keine blank filtrierten, konventionell hergestellten Weine sind und mir gefiel das Wortspiel mit Treibstoff. Die Namen habe ich ausgesucht, weil sie den Charakter der jeweiligen PET NATs ganz gut beschreiben.

Welche Bodenbeschaffenheit liegt in den Weinbergen vor und wie wirkt sich diese auf den Wein aus?

Der Muschelkalk und der Kalkverwitterungsboden geben den PET NATs eine mineralische Note.

Wie groß ist das Weingut, über wie viel ha sprechen wir, die bewirtschaftet werden? Du bewirtschaftest den Weinberg biologisch, biodynamisch – korrekt?

Das variiert von Jahr zu Jahr, aber im Schnitt verarbeite ich für die PET NATs Trauben von ca. 1ha Rebfläche. Wir legen viel Wert auf eine ökologische Bewirtschaftung der Reben und wenden auch verschiedene biodynamische Praktiken an, ich habe aber kein Label.

Du erzeugst naturbelassenen Wein. Was bedeutet das für Euch genau?

Ich verfolge eine „Hands off“ oder „low intervention“ Philosophie, lasse den Wein spontan vergären, filtriere nicht und verwende null Zusätze, auch kein Schwefel.

Also wird dem Wein nichts hinzugefügt und auch nichts entnommen.

Absolut!

Und wieso hast Du Dich für diese Art der Weinherstellung entschieden?

Ich habe nie etwas anderes (kennen)gelernt. Es ist eine sehr intuitive Art der Weinherstellung und die Einzige, die für mich persönlich Sinn macht.

Bleibt neben dem Winzerberuf noch Zeit für Hobbies – wenn ja, welche?

Das Winzern ist ja eigentlich mein Hobby, d.h. mein Job fühlt sich nicht so sehr nach Arbeit an. Ich habe aber auch noch andere Herzensprojekte. Z.B. liebe ich Harris Tweed, ein handgewobener Wollstoff aus Schottland. Ich gehe die Stoffe direkt bei den Webern einkaufen und nähe/entwerfe dann Sachen daraus. Allerdings sind meine Hobbys ein bisschen in den Hintergrund gerückt, seit wir eine Tochter – einen Wirbelwind – haben und ihr gerne viel Zeit widmen.

Dein Statement: Naturwein ist für mich?

Selbstverständlich. Ein Abenteuer. Immer wieder eine neue Entdeckung. Authentisch. Spannend.

Das wars. Ganz lieben Dank für Deine Zeit und bis bald, in Ortenau oder Hannover.