<<…. JA sagen zum Leben!>>
Moin Christine, schön, dass es endlich geklappt hat und ich Deine Weine in mein Sortiment aufnehmen kann und, dass Du Dir Zeit für mich und meine Fragen nimmst.
Das erste Mal getroffen haben wir uns vor drei Jahren bei Surk-ki’s Weinsalon. Mitten in der Coronazeit.
Wie hast Du diese doch herausfordernde Zeit erlebt?
Das stimmt! Das Corona-Jahr 2020 war das Jahr, in dem ich meine ersten Weine veröffentlicht habe – also meine ganzen PIRI NATUREL Weine erstmals „unter die Leute“ gebracht habe.
Da waren Weine aus dem Jahrgang 2018 und 2019 und ich hatte wirklich gar keine Ahnung, was zu erwarten ist. Der Weinsalon in Köln ist ausgefallen, was für mich ein wichtiger Schritt gewesen wäre, um endlich meine Weine zu zeigen. Keine Messen, keine Weinproben, nicht mal wirklich socialising erlaubt…. also wusste ich anfangs nicht so recht, wie jemand überhaupt von meinen Weinen erfahren soll haha! Aber das hat sich dann tatsächlich ziemlich flott verselbstständig und es kamen Anfragen. Ich habe Probenpakete verschickt und einige 1zu1 online Proben gemacht, die teils weit über das Wein probieren hinausgingen… stundenlange Gespräche über meist ähnliche Philosophie… und natürlich die Weine … 🙂
Bist Du gebürtig von der Nahe, um genau zu sein, aus Burg Layen, Rümmelsheim?
Ja.
Euer Weingut besteht seit mehr als zwei Jahrhunderten (Familienweingut 1781 erstmalig erwähnt). War für Dich immer klar, dass Du Winzerin werden und in die Fußstapfen Deiner Eltern treten möchtest?
Nein, nicht immer. Ich habe zwar schon immer Spaß an den Weinbergen und Natur gehabt, aber früher nicht so sehr Interesse am Weinkeller. Und als „teenager“ sieht man natürlich, dass es unglaublich viel und harte Arbeit ist – grad im Sommer, wo die Freunde dann in Urlaub fahren usw. war bei uns immer Action. Also wollt ich erstmal raus nach der Schule und war paar Jahre in British Columbia, Kanada. Eine unglaubliche tolle Zeit, die mich sehr geprägt hat. Und in der Ferne merkt man doch nochmal deutlicher, was man Wertvolles zu Hause hat: Heimatgefühl, Dorfleben, Möglichkeit zur Gestaltung und Entfaltung.
Wie war Dein Werdegang zur Winzerin?
Ich bin dann wieder zurück nach Deutschland, um eine Ausbildung zur Winzerin und danach das Studium in Geisenheim zu machen. Beides war wichtig, als Basis für mein Tun, auch wenn ich jetzt Dinge ganz anders mache, als es dort gelehrt wird. Mindestens genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger, viele Praktika oder wenn es zeitlich nicht für ein Praktikum gereicht hat einfach viele besuche und Austausch mit anderen Weingütern.
Betreibst Du das Weingut gemeinsam mit Deinen Eltern?
Meine Eltern wuseln schon noch hier so mit rum und nehmen mir viel im Hintergrund ab, aber ich bin verantwortlich für Weinberge und Keller und Vermarktung.
Mein Eindruck ist, dass die traditionellen Weingüter den konventionellen Weinbau favorisieren (der Eindruck kann natürlich täuschen!). Was hat Dich dazu bewogen Naturweine herzustellen?
…ich habe gelernt, dass es schwieriger ist Dinge zu ändern, als Dinge neu zu gestalten. Vielleicht ist das für manche der Grund?
Bei uns war das gar kein langes Fackeln, ich hab einfach gemacht 😀 Ich denke da gehört schon Mut und Risikobereitschaft zu, erstmal alles auf Bio umzustellen und dann auch noch Naturwein zu machen. Für mich ist es aus meiner Einstellung zum Leben gewachsen. Ich probiere möglichst naturverbunden zu leben, das bezieht sich nicht nur auf Wein, sondern alles was wir konsumieren. Und naturbelassene Weine berühren mich, wohingegen konventionelle Weine oft seelenlos sind – für mich… das alles ist ja subjektiv.
Und stellst Du ausschließlich Naturweine her?
Meine Eltern haben schon immer „klassische“ Weine gemacht, und diese gibt es auch in unserem Weingut noch. Ich habe auch kein Problem damit, da es tolle Bio-Weine sind, die im Keller anders ausgebaut werden. Auch diese sind alle spontan vergoren, werden dann filtriert und geschwefelt. Im Weinberg ist die Philosophie aber die gleiche, wir machen also im Weinberg keinen Unterschied, ob diese Trauben in meine PIRI NATUREL Weine oder in die klassischeren Weine einfließen. Es ist alles organic-regenerative farming!
Wann hast Du Deinen ersten Jahrgang hergestellt und warst Du damit zufrieden?
2018er Jahrgang in 2020 veröffentlich. 2018 war ein sehr heißer, trockener Jahrgang, viele waren überrannt von der frühen Ernte und die Alkoholgehalte waren üppig. Ich habe einen Riesling und einen Silvaner gemacht, den Weinen Zeit gegeben und es hat sich alles richtig toll entwickelt. Ich bin zufrieden!
Wie viele ha gilt es zu bewirtschaften?
Wir bewirtschaften 14ha
Schaffst Du das allein bzw. wie sieht das Team um Piri aus?
Ich bin hauptverantwortlich für alles, Weinberge Keller Vermarktung, habe einen Mitarbeiter in den Weinbergen und zu Stoßzeiten viele helfende Hände, sonst wäre das alles nicht zu schaffen. Und wie gesagt, aktuell Wuseln meine Eltern eher im Hintergrund noch mit rum.
Die Böden sind in der Region Nahe sehr vielfältig. Welche Bodenbeschaffenheit liegt in Deinen Weinbergen vor und wie wirkt diese sich auf den Wein aus?
Wir haben eine riesige Vielfalt an Bodenformationen hier direkt ums Dorf herum. Schiefer, sandiger Kieselstein, lehmiger Ton… wir bauen auf allen Böden an und für mich ist es schön, dass man die Unterschiede wirklich schmecken kann. Weniger in bestimmten Aromen, mehr in der Haptik, Mundgefühl und Säurestruktur der Weine. Generell sind unsere Weine mineralischer, man merkt den teils sehr kargen, schroffen Fels und eine belebende, reife Säure probiere ich in den Weinen zu erhalten.
Die Rebstöcke stehen bestimmt nicht nur im Flachen, sondern auch in den Hängen, oder?
Ja genau, bei einem schönen Mix aus ganz flachen Weinbergen aber auch richtigen Steillagen wird uns nicht langweilig!
Die Steillagen sind sehr zeitaufwendig und noch schweißtreibender als die Flachlagen. Ich persönlich mag die Hänge sehr, irgendwie fühlt es sich besser an als auf dem Kartoffelacker 😀
Wir spüren alle die klimatischen Veränderungen mit unglaublich viel Regen oder extremer Hitze. Wie gehst Du damit in Deinen Weinbergen um, Stichwort Agrofrost beispielsweise?
Der Klimawandel geht schneller voran als gedacht und wir spüren das schon längst in der Landwirtschaft. Wir müssen jetzt für die Zukunft planen! Die Wetterextremen werden sich noch mehr häufen, Dürre dann Starkregen, und ich probiere Ökosysteme zu erschaffen, die damit besser umgehen können. Starkregen wäscht den wertvollen Oberboden weg (Erosion): Reben, eine vielfältige Begrünung und Bäume in Kombination bieten eine riesige Wurzelvielfalt, die den Boden an Ort und Stelle hält. Auch sind Bäume wie eine natürliche airconditioning… sie kühlen die Umgebung. Um nur ein paar der Vorteile von Agroforst Systemen zu benennen.
Gibt es im Vergleich zu den letzten Jahren durch die Veränderungen mehr Ernteausfälle als zuvor?
Ich weiß nicht, ob mehr oder weniger als vor einigen Jahrzehnten. Aber generell ist durch die schnelle Mechanisierung und im konventionellen Weinbau durch Düngung der Ertrag erstmal nach oben gegangen. Ich denke klimatisch hatte man vor 30-40 Jahren andere Schwierigkeiten, als wir sie jetzt haben. Damals wurden nicht jedes Jahr alle Trauben wunderbar reif. Wir haben jetzt fast eher das Problem, dass sie zu reif werden und die Alkoholgehalte zu hoch. Und durch einen früheren Austrieb mehr Gefahr durch Spätfröste.
Abschließend: Hast Du neben dem Winzerberuf noch andere Hobbies – wenn ja, welche?
Ja! Mein Garten, Gemüseanbau und Wildkräuter sammeln und verarbeiten. Aktuell zeitlich etwas schwierig, aber wenn es die Zeit zulässt, male ich gerne, mache Kunstdrucke (Linolschnitt). Früher habe ich Klavier und Saxophon gespielt. Ich baue gerade einen Bauwagen aus, also generell handwerkliches. Ich gehe gerne auf Konzerte, lade Freunde ein zum gemeinsamen Kochen etc… 🙂
Und, Dein Statement: Naturwein ist für uns / mich?
…. JA sagen zum Leben!
Vielen lieben Dank für Deine Zeit und bis bald in Rümmelsheim.
Du erhältst Deine Bestellung innerhalb von 1- 3 Tagen nach dem Bezahleingang.
Die Auslieferung erfolgt mit DHL GoGREEN.
Alle Naturweine werden ökologisch und mit keinen Zusätzen hergestellt. Geschwefelt wird bei Bedarf nur minimal.
Das Endprodukt ist VEGAN.
Du wohnst in der Region Hannover. Dann wähle am Ende Deiner Bestellung "Abholung vor Ort" aus und die Lieferung erfolgt persönlich von mir zu Dir nach Hause.
Alle Naturweine werden direkt von den Winzern bezogen.
Die Winzer.innen werden regelmäßig besucht und sind zu 100% persönlich bekannt.
Warum solltest Du diesen Newsletter abonnieren? Du erfährst als Erste(r), wenn es neue tolle Weine im Angebot gibt, Events anstehen wie die Grapeful Night, es Rabatt–Aktionen gibt oder oder oder.
Freu Dich auf Grapeful🧡 News.